Welt-Frühgeborenen-Tag: Bunter Kreis unterstützt betroffene Familien in der Region

Nina Strohwasser hat eine nervenaufreibende Zeit hinter sich. Wochenlang bangte sie um das Leben ihrer
Tochter Silja. Diese kam in der 25. Schwangerschaftswoche viel zu früh auf die Welt. „Ein halbes Jahr lag
sie in der Klinik“, erzählt Strohwasser. Inzwischen ist Silja 15 Monate alt. Dass es ihr heute gut geht, hat
sie vor allem dem Team des Würzburger Uniklinikums und dem „Bunten Kreis“ der Evangelischen Kinder-,
Jugend- und Familienhilfe (EKJFH) zu verdanken.

Silja foto

Sechs Monate erlebte Siljas Mama emotional Extremes: „Tiefste Traurigkeit wechselte mit höchstem
Glück ab.“ Überglücklich war die junge Mutter, weil Silja lebte und sich, wenn auch langsam, immer
besser entwickelte und weil sie ihre Tochter schließlich mit nach Hause nehmen konnte.

Durch Siljas Frühgeburt wurde Frau Strohwasser mit Themen konfrontiert, die, obwohl sie als
Physiotherapeutin medizinisches Grundlagenwissen besitzt, Neuland für sie waren. Nach der Entlassung
aus der Klinik, stand die Familie vor der Herausforderung, die alltägliche medizinische Versorgung und
Pflege zu Hause zu meistern. So musste Silja zum Beispiel jeden Abend eine Spritze gegen Thrombose
bekommen. Siljas Papa war bereit, dies zu übernehmen. Nachsorgeschwester Natalie Seeberger vom
Bunten Kreis kam allabendlich in die Familie, um André Strohwasser anzuleiten.

„Es war für uns unglaublich beruhigend, dass sich der ‚Bunte Kreis’ nach der Klinikentlassung um uns
gekümmert hat“, sagt Nina Strohwasser. Rat und Hilfe benötigte sie zum Beispiel auch wegen Siljas
Essverhalten, denn das kleine Mädchen erhielt die Nahrung über eine Magensonde. Mit Natalie
Seeberger, einer ausgebildeten Still- und Laktationsberaterin, besprach Nina Strohwasser, wie sich Siljas
Essverhalten mit der Zeit normalisieren könnte und erhielt konkrete Hilfestellung.

Um die 90 Familien aus ganz Unterfranken und darüber hinaus werden laut Mareike Pfister, Leitung des
Bunten Kreises, jedes Jahr vom Team der sozialmedizinischen Nachsorge unterstützt. „Meist sind wir
zwölf Wochen nach der Krankenhausentlassung für die Familien da“, berichtet die Nachsorgeschwester.
Der Kontakt wird oft schon in der Klinik aufgenommen, Nina Strohwasser kam sogar schon in der
Frauenklinik mit Natalie Seeberger in Kontakt. Seeberger unterstützte sie später weiter, als Silja in die
Kinderklinik verlegt wurde.

Wichtigstes Ziel des Bunten Kreises ist es, die Eltern zu früh geborener, schwer kranker oder behinderter
Kinder zu befähigen, selbstständig mit der zunächst ungewohnten Situation umzugehen. Die
Nachsorgeschwestern unterstützen die Eltern bei Fragen rund um Handling, Versorgung und Pflege der
Kleinen, sie verweisen aber auch auf regionale Unterstützungsangebote. Silja zum Beispiel ist aufgrund
ihrer Entwicklungsverzögerungen an die Frühförderstelle angebunden. Regelmäßig kommen eine
Physiotherapeutin und eine Heilpädagogin in die Familie nach Hause, um Silja motorisch und sprachlich zu
fördern.

Die Sozialpädagogin des Bunten Kreises unterstützt die Familien bei allen sozialrechtlichen Fragen. Eine
Psychologin vermittelt zu Einrichtungen, die bei seelischen Krisen Unterstützung anbieten. Alle diese
Dienste sind für die Familien kostenlos. Refinanziert wird das Angebot der EKJFH in Kooperation mit der
Uni Kinderklinik Würzburg von den Krankenkassen. Was die Kosten jedoch nicht komplett deckt.

(Text: Jürgen Keller)